Wer bist du als Mann? Wo stehst du als Mann? Fühlst du dich frei und unabhängig? Führst du ein selbstbestimmendes Leben?
Großer Bruder

Meiner Einschätzung nach konnten grundlegende Aspekte des Projektes erreicht oder doch annäherungsweise erfüllt werden.
Die Kinder und Jugendlichen kommen alle aus dem Stadtteil (Duisburg-Bruckhausen) und der näheren Umgebung. Hier gibt es wenig Freizeit- und Gestaltungsmöglichkeiten für diese Zielgruppe. Insofern bietet das Projekt zu allererst für die Kinder und Jugendlichen ein verlässliches Angebot, das sie jede Woche nutzen können, ohne sich finanziell verpflichten zu müssen und ohne dem Druck einer „Vereinsstruktur“ zu unterliegen, die für diese Jugendlichen kaum einhaltbar ist. Die Mehrheit der Teilnehmer hat einen vielfältigen Migrationshintergrund, teilweise gibt es massive sprachliche Verständigungsprobleme.
Das Projekt bietet also einen „emotionalen Anker“, den die Kinder und Jugendlichen als feste „Anlaufstelle“ nutzen und mittlerweile auch teilweise mit persönlichen Anliegen (Probleme in Schule und Elternhaus, auf der Straße) verbinden. Zusätzlich erfahren sie durch einen respektvollen Umgang und durch ein regelgeleitetes Training manchmal erstmals ein konsequentes, wertschätzendes und gleichzeitig konfrontatives Miteinander.
Im Training war zu beobachten, dass manche Kinder/Jugendliche immer wieder die Regeln überschreiten, durch konsequentes Ansprechen und Erklären der Hintergründe jedoch meist wieder „eingefangen“ werden konnten.
Dass im Laufe des Jahres immer mehr Kinder/Jugendliche dieses Angebot nutzten, zeigt die hohe Anziehungskraft einer solchen Maßnahme. Regelmäßig kommen zwischen 5 – 20 Kinder/Jugendliche zum Training.
Im Sinn der eigentlichen Projektziele lässt sich sagen:
-die Kinder/Jugendliche gewinnen Selbstvertrauen, allein dadurch, dass sich Erwachsene um sie kümmern und sie ernst nehmen.
-durch das körperliche Gefordert-Werden stellen sich kleine Erfolge ein (Gewichtsverlust, Entwickeln eines positiven Körperbewusstseins, Durchhaltevermögen), die Selbstvertrauen ermöglichen
-orientiert an dem Männerbild des Vereins muss man aber realistisch bleiben: im Projekt werden erstmal nur allgemeine soziale Grundlagen gelegt ( regelmäßiges Erscheinen, Einüben von Verbindlichkeit, respektvolles miteinander Umgehen). Die eigene Rolle zu reflektieren, sein Jungensein in Abgrenzung zum anderen Geschlecht verstehen, ist hier sicherlich zu weit gedacht.
- Es gibt jedoch einen kleinen Kern von 4-6 Jugendlichen, die zumindest die Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit dieses Projektes schätzen und mehr gefördert werden könnten. Ein mögliches Folgeprojekt, in dem diese Jugendlichen als „große Brüder“ gezielt im Sinne unseres Leitbildes motiviert werden , erscheint denkbar.
Insgesamt sind die Projektgelder sinnvoll angelegt worden, die inhaltliche „Messlatte“ sollte jedoch realistisch bleiben. Solche Projekte schaffen eine „Plattform“, auf der Jungen oder Männer zunächst einmal miteinander in Kontakt treten und unter bestimmten inhaltlichen und methodischen Herausforderungen Angebote zum „individuellen Wachsen“ erhalten. Hierbei fungieren die Trainer als konkret erlebbare männliche Vorbilder, welche die Kinder/Jugendli-chen ernst nehmen, unterstützen und gleichzeitig fordern. Dieses Projekt liefert also einen wertvollen Beitrag im Rahmen der Förderung von Jugendhilfe.
Wuppertal, 08. März 2013
Matthias Ludwig
(Projektpate „Großer Bruder“)